BME Rhein-Main-Region

29.10.2010

Einkaufsvorteil Städtepartnerschaft?

Während viele Menschen lediglich eine haben, kann die Stadt Frankfurt gleich mit 14 aufwarten: Die Rede ist, vielleicht haben es manche Leser schon erahnt, von Partnerschaften. Sicherlich hat jeder schon einmal die schön hergerichteten Schilder an Ortseingängen gesehen, die auf befreundete Gemeinden im In- und Ausland hinweisen. Über den Ursprung und den Sinn solcher Städtepartnerschaften ist dagegen meist wenig bekannt. Der BME rmr hat recherchiert und ist insbesondere der Frage nachgegangen, ob Einkäufer diese Kontakte auch für ihre Arbeit nutzen können.

Obwohl erste Städtepartnerschaften bereits in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts geschlossen wurden, haben erst der Zweite Weltkrieg und seine Folgen zu einer großen Zunahme der freundschaftlichen Verbindungen zwischen Städten und Gemeinden geführt. So ist es nicht verwunderlich, dass zunächst die Völkerverständigung sowie politische und kulturelle Aspekte im Vordergrund standen. Dies ist auch heute noch so, doch ist das Spektrum des Austauschs deutlich breiter geworden, wie man am Beispiel der Stadt Frankfurt gut sehen kann.

Mit Birmingham (England), Budapest (Ungarn), Deuil-la-Barre (Frankreich, Partnerschaft mit dem Stadtteil Nieder-Eschbach), Granada (Nicaragua), Kanton Guangzhou (China), Krakau (Polen), Lyon (Frankreich), Mailand (Italien), Prag (Tschechische Republik), Dubai (VAE), Kairo (Ägypten), Tel Aviv-Jaffa (Israel), Toronto (Kanada) und Leipzig erstrecken sich Frankfurts Städtepartnerschaften, -freundschaften und –kooperationen über vier Kontinente hinweg. Die Partnerschaft mit Lyon, die älteste der Verbindungen, feiert 2010 ihren 50. Jahrestag.

Frankfurt als Vorreiter für wirtschaftliche Kooperationen
Während die Partnerschaft mit Granada/Nicaragua noch hauptsächlich politische Gründe hatte, rücken insbesondere seit Ende der 80er Jahre auch wirtschaftliche Kooperationen in den Blickpunkt. Frankfurt spielte dabei eine Vorreiterrolle, so Eduard Hechler, Referatsleiter Internationale Angelegenheiten bei der Stadt Frankfurt: „Unter diesem Gesichtspunkt sind die Städtepartnerschaft mit Guangzhou und die Städtefreundschaft mit Toronto entstanden. Das war zu der damaligen Zeit ein Novum.“

Städtepartnerschaft als Zünglein an der Waage bei Einkaufsentscheidungen?
Kein Einkäufer wird seine Entscheidungen alleine davon abhängig machen wollen, ob ein Anbieter aus einer Partnerstadt stammt. Vorteile können sich aus der Verbindung aber schon ergeben. Beispielsweise dann, wenn ein Unternehmen bereits Geschäftsbeziehungen mit Lieferanten aus der Partnerstadt unterhält. Der Faktor Städtepartnerschaft könnte auch zum Zünglein an der Waage werden, wenn mehrere Anbieter mit vergleichbaren Angeboten um die Gunst des Einkäufers konkurrieren. Viele kennen dieses Phänomen aus ihrem eigenen Alltag: Im Zweifelsfall greift man lieber auf Ressourcen aus dem eigenen Netzwerk zurück, anstatt, im wahrsten Sinne des Wortes, die Katze im Sack zu kaufen.

Befreundete Städte und Gemeinden bilden in diesem Sinne ebenfalls ein Netzwerk, da man auf bereits etablierte Infrastrukturen oder Kontakte zurückgreifen kann. Auch Hechler will den Einfluss von Städtepartnerschaften auf das Wirtschaftsleben nicht überbewerten. Gleichwohl könnten sie aber ein günstiges und vertrauensvolles Klima schaffen und auch Ansiedlungen von Unternehmen befördern.

Informationen und Unterstützung durch Stadt Frankfurt
Städtepartnerschaften, auch wenn sie von Unternehmen, Vereinen oder Bürgern mit Leben gefüllt werden, sind formal meist in der Stadtverwaltung angesiedelt. Daher lassen sich erste Informationen und Ansprechpartner in der Regel leicht über die entsprechenden Internet-Seiten recherchieren. Bei der Stadt Frankfurt ist das Referat für Internationale Angelegenheiten für diesen Bereich zuständig: „Wir haben eine Querschnittsfunktion für die Stadt, für die Stadtverwaltung, die Stadtpolitik, aber auch die Zivilgesellschaft, um Partner im Allgemeinen zusammenzubringen.“, so Referatsleiter Eduard Hechler. Sie stehen selbstverständlich auch mit den Stadtverwaltungen in den befreundeten Orten in Kontakt.

Geht es um konkrete Unterstützung in Sachen wirtschaftlicher Zusammenarbeit, eröffnen sich Einkäufern allerdings noch viele weitere Wege. Als Beispiele seien hier die Wirtschaftsförderung Frankfurt GmbH (http://www.frankfurt.de/sixcms/detail.php?id=2556776), die örtlichen IHKs sowie die Außenhandelskammern genannt. Welcher Ansprechpartner im Einzelfall der richtige ist, hängt stark von den eigenen Zielen und Absichten ab. Wer die Schilder am Ortseingang bisher übersehen hat, kann in der Datenbank des Rats der Gemeinden und Regionen in Europa (http://www.rgre.de/rgre-partnerschaften/) recherchieren, zwischen welchen Städten und Gemeinden Partnerschaften bestehen.

Verfasser: David Schahinian

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