BME rmr-Mitgliederversammlung 2023 im Intercity Hauptbahnhof - Viel Glück!
„Lottofee“ – diese Berufsbezeichnung hört sich allemal bezaubernder an als die meisten anderen. Sie ist außerdem ein Alleinstellungsmerkmal, denn, wie weiland bei Highlander: Davon kann es nur eine geben. Man würde Franziska Reichenbacher aber sehr Unrecht tun, sie auf wenige Minuten Sendezeit am Samstagabend zu reduzieren. Das zeigte sich bei der Mitgliederversammlung des BME rmr im Intercity Hotel am Frankfurter Hauptbahnhof. Die gelernte Journalistin und studierte Kommunikations- und Theaterwissenschaftlerin sprach über Glück. Und das hat am Ende doch mit ganz anderen Dingen zu tun als mit sechs Richtigen oder viel Geld.
Etwas auf der hohen Kante zu haben, beruhigt – keine Frage. Das Glück werde aber viel eher von anderen Determinanten bestimmt, so Franziska Reichenbacher. Etwa, an welchem Ort, in welchem Land, zu welcher Zeit man geboren wurde. Von der Kindheit, der Erziehung, der Förderung. Das muss keine schlechte Erkenntnis sein: „Die Chance auf ein glückliches Leben ist viel größer als auf einen Jackpot im Lotto.“ Die liegt, Superzahl inbegriffen, bei 1 zu 139.838.160.
Und so verwundert es kaum, dass in den vergangenen 20 Jahren eine regelrechte Glücksforschung in Mode gekommen ist, die nahezu jeden Lebensbereich erfasst hat. Es gibt Glücks-Apps, Glücks-Studien, Glückszeitschriften und ja, sogar ein Ministerium für Glück und Wohlbefinden inklusive Glücksministerin. Franziska Reichenbacher hatte zum Beweis sogar „Fachmagazine“ mitgebracht. „Hallo Glück, hier bin ich“, hieß es beispielsweise auf dem Titel der „Myself“, während die „Donna“ erklärte: „So geht das gute Leben“.
Glück contra Wirtschaftsinteressen
Sich über Coaching und Co. lustig zu machen, lag der Referentin fern. Sie kritisierte vielmehr, dass das sogenannte Wellbeing zu einem großen Wirtschaftszweig geworden ist, der sich stetig selbst nährt. Das „Überangebot an Lebenshilfe“ führe dazu, dass viele Menschen sich permanent als defizitär erlebten. Denn Selbstoptimierung hat kein Ziel und kein Ende, irgendetwas gibt es – vermeintlich – immer zu verbessern. Das hört sich an wie eine Anleitung zum Unglücklichsein. Und das, wo man doch das Glück finden möchte. Die Entwicklung führe auch dazu, Fehler vorrangig bei sich selbst zu suchen, anstatt schlechte Umstände zu verändern und Verantwortungsträger in ihre Verantwortung zu nehmen.
„Es ist nicht möglich, ständig glücklich zu sein“, betonte Franziska Reichenbacher. Vielmehr sind für sie Zufriedenheit, Dankbarkeit und Bescheidenheit Pfeiler eines guten und gelingenden Lebens. Das klingt vielleicht weniger aufregend als Schritt-für-Schritt-Anleitungen zur Glückseligkeit. Aber dafür sehr viel realistischer als die Befeuerung einer unentwegten Suche, an der schon die Zeichentrickfigur Herr Rossi scheiterte. Inspirierende Gedanken, die künftig einmal in ein Buch münden sollen, wie sie den Mitgliedern und Gästen des BME rmr verriet.
Foto-Glück zum Teilen
Auch beim anschließenden Get Together erwies sich Franziska Reichenbacher als charmanter Gast. Nicht nur, dass sie die Wahl des Regionalvorstands (siehe separaten Bericht) allen, die nicht mitwählen durften, mit dem Basteln einer Selfie-Wand versüßte. Die Fotos mit ihr vor der Wand waren begehrt und wurden eifrig in den sozialen Netzwerken geteilt. Sie sorgte auch für einen würdigen Abschluss der Veranstaltung, indem sie „Das Märchen vom Glück“ von Erich Kästner vortrug. In ihm stecken mehr Antworten als in vielen dicken Glücksratgebern.