BME rmr-Veranstaltung „70 Jahre BME Region Rhein-Main“: Auf die nächsten 70 Jahre
70 Jahre BME rmr – wenn das kein Grund zum Anstoßen ist! Die zigtausend historischen Flaschen im Untergrund der Sektkellerei Kupferberg in Mainz blieben zwar ungeöffnet. Dennoch bot das mittlerweile als Museum und Eventlocation genutzte Haus den passenden Rahmen für das besondere Jubiläum des Regionalverbands. Es hielt einige sehenswürdige Überraschungen bereit, die man dem Gebäude von außen nicht ansieht. Beim Get Together nach der rund 90-minütigen Führung wurde dann natürlich doch noch mit einem Glas Sekt gefeiert. Einem Rosé, der hoffentlich für die rosarote Zukunft des BME rmr steht.
„Wir sind stolz darauf, dass wir eine Plattform bieten, auf der Fachleute aus verschiedenen Branchen zusammenkommen, um ihr Wissen zu teilen, sich auszutauschen und voneinander zu lernen“, sagte Ehrenvorsitzender und Vorstandsmitglied Lothar Kunkel in seiner kurzen Ansprache. Der Netzwerkgedanke trägt auch über Verbandsgrenzen hinweg, was sich in der Pflege von Kontakten zu anderen Institutionen wie etwa dem Stiftungslehrstuhl für Procurement an der Universität Mannheim und der Kooperation mit IHKs und AHKs zeige.
„Die Aktivitäten der Rhein-Main-Region haben einen besonderen Stellenwert innerhalb des Bundesverbandes“, hob Lothar Kunkel hervor. Bundesweite Aktivitäten wie die Fachgruppen Finanzdienstleister und Öffentliche Beschaffung hätten ebenso ihren Ursprung in der Region wie die Initiativen Young Professionals und Frauen im BME. Sein Dank galt allen Mitgliedern und Freunden des BME: für ihre Unterstützung, ihr Engagement und ihre Teilnahme an den Aktivitäten.
Flüssiges Gold
Für die folgenden anderthalb Stunden übernahm Ulrike Siegrist die Führung in dem Kupferberg-Stammhaus auf der Anhöhe des Kästrich über der Mainzer Innenstadt. Dort hatte Christian Adalbert Kupferberg am 4. Juli 1850 seine „Fabrication moussierender Weine“ gegründet – und schnell Erfolg damit: Die berühmte Marke Kupferberg Gold wird bereits im November 1852 im Versandbuch der Sektkellerei erwähnt. Eine Auswahl an historischen Etiketten und Werbemotiven zeigt, wie sich Moden und Geschmäcker im Lauf der folgenden Jahrzehnte entwickelt haben.
An der Tür eines Nebenraums weckte sogleich ein Schild die Aufmerksamkeit der Besucher: „Bureau des Auswärtigen Amtes“. Das Zimmer ist hergerichtet, als habe es Graf Otto von Bismarck nur mal eben für ein paar Minuten verlassen. Der spätere „eiserne Kanzler“ hielt sich 1870 mehrere Tage auf dem Kästrich auf und richtete das „Bureau“ in dieser Zeit kurzerhand an Ort und Stelle ein. An der Wand hängt ein Gemälde von ihm, mit strengem Blick, der zu sagen scheint: „Nur gucken, nicht anfassen!“
Wenige Meter weiter liegt ein weiterer Blickfang besonderer Güte. Der Traubensaal wurde eigens für die Pariser Weltausstellung im Jahr 1900 angefertigt. Dort war er Teil des Deutschen Weinpavillons. Zwei Söhne des Gründers kauften ihn nach der Ausstellung und integrierten ihn in das Stammhaus. Ringsherum ranken die symbolisierten Weinstöcke, die Leuchter sind Weintrauben nachempfunden. Ein Augenschmaus, den die Stadt Mainz zu Recht ein „Meisterwerk des Jugendstils“ nennt.
Eine Produktionsstätte als Museum
Am Glasmuseum vorbei geht es anschließend weit die Treppen hinab. Um 1888 entstanden bei Kupferberg die am tiefsten geschichteten Sektkeller der Welt. Sie umfassen insgesamt rund 60 Räume auf sieben unterirdischen Etagen. Fahles Licht scheint auf tausende von staubigen Flaschen, so weit das Auge reicht. Einige Millionen wurden dort pro Jahr zu Hochzeiten in Handarbeit und Flaschengärung produziert. Mit der Zeit wurden allerdings andere Herstellungswege effizienter. 1990 wurde die Arbeit in den Kellern schließlich ganz eingestellt: „Seitdem ist das hier ein Museum“, erklärte Ulrike Siegrist. Übrig blieben lediglich rund 14.000 „Fast-Sekt“ – Sekt, der nie fertig produziert wurde. In 1,5-Liter-Flaschen, die zu Produktionszeiten immer wieder benutzt wurden, während der fertig produzierte Sekt in Verkaufsflaschen umgefüllt wurde.
Die Keller sind ein wahrlich ungewöhnlicher Ort, wie man ihn nicht alle Tage zu sehen bekommt. Dazu tragen nicht nur vergilbte Schilder mit Namen illustrer Persönlichkeiten bei, die vor vielen Jahren zur besseren Orientierung in den Gewölben angebracht wurden. Nein, auch die dicken dunklen Fäden an Wänden und Decken tragen ihr Eigenes zur Atmosphäre bei. Keine Spinnweben, sondern ein schwarzer Schimmelpilz. Er riecht nicht und ist für Menschen unbedenklich. „Er ernährt sich ausschließlich von Alkohol“, sorgte Ulrike Siegrist für Erstaunen.
Mit Schwung in die Zukunft
Nach dem Wiederaufstieg aus den kühlen Kellerräumen wurde schließlich mit einem Glas frischem Sekt auf 70 Jahre BME rmr angestoßen. In vielen Gesprächen wurde nicht nur das bisher Erreichte gewürdigt, sondern vor allem auch wohlgemut in die Zukunft geblickt. Wer mitmachen und sich aktiv einbringen will, ist vom Regionsvorstand herzlich dazu eingeladen. „Gelegenheit dazu bieten die Vorstandswahlen, die am Montag, 20. November, in Frankfurt im Intercity Hotel am Hauptbahnhof terminiert sind“, kündigte Lothar Kunkel an.
---
David Schahinian