BME Rhein-Main-Region

13.06.2022

BME Darmstadt/BME rmr-Gemeinschaftsveranstaltung: Wasserstoff H2 – Nutzung in Infrastruktur und Industrie: Wasserstoff als Chance

Bme Wasserstoff02

Wasserstoff als Chance

Die Nutzung von Wasserstoff – spätestens seit der Energiewende ist das kein trockenes Thema mehr. Oftmals fehlen jedoch noch handfeste Anwendungsbeispiele oder überhaupt ein Bewusstsein dafür, was H2 in und für die Industrie leisten kann. Beidem schaffte Dr. Stefan Griesheimer bei einer Gemeinschaftsveranstaltung des BME Darmstadt und des BME rmr Abhilfe.

Wasserstoff bringt man hierzulande bislang meistens mit der Mobilität in Verbindung: „Die Politik und die öffentliche Wahrnehmung sind in puncto Energieaufteilung hauptsächlich auf Strom fokussiert“, sagte Stefan Griesheimer. Als globaler Produktmanager bei Aliaxis Deutschland, einem Anbieter von hochentwickelten Kunststoffrohrsystemen, ist er für die Entwicklung neuer Märkte mit speziellem Fokus auf Wasserstoff tätig. Er ist von dem chemischen Element, das im Universum am häufigsten vorkommt, überzeugt: Seine Nutzung sei nahezu unlimitiert. So könne es unter anderem als Energieträger für den Transport dienen und auch gespeichert werden. Wasserstoff kann zur Strom- und Wärmeversorgung, als Brennstoffzelle im Auto oder auch in einer Gasturbine dienen. Bereits heute werden bis zu 10 Prozent Wasserstoff ins Gasnetz eingespeist. Absehbar sind 20 Prozent, ein Fernziel sind 100 Prozent. Dafür sind aber noch gravierende technische Änderungen nötig. Um das Potenzial des Elements in den verschiedenen Bereichen heben zu können, hat die Bundesregierung bereits 2019 die Nationale Wasserstoffstrategie verabschiedet.

H2 in Aktion

Fernziel bedeutet jedoch nicht Zukunftsmusik, wie der Referent anhand zweier bereits laufender Pilotprojekte zeigte. „H2ready“ etwa, das nicht umsonst an den Claim „HD Ready“ bei Fernsehgeräten erinnert. In dem Projekt des Gastechnologischen Instituts Freiberg (DBI) wurden Prüfregeln erarbeitet, die für die Versorgung mit Erdgas-Wasserstoffgemischen und auch die reine Wasserstoffversorgung angewendet werden können. Mit einer solchen Prüfbescheinigung können Hersteller von entsprechenden Produkten schnell und leicht kommunizieren, dass diese für die Nutzung, Speicherung oder den Transport von Wasserstoff geeignet sind.

Einen anderen Fokus hat die „Wasserstoff-Insel“ von Netze BW. In einem örtlich begrenzten Gebiet – Öhringen bei Stuttgart mit 28 Haushalten – soll der Wasserstoffanteil im Erdgasnetz sukzessive auf bis zu 30 Prozent angehoben werden. „Insel“, weil das Gebiet vom bestehenden Erdgasnetz abgetrennt und eigenständig versorgt wird. Der Wasserstoff wird mithilfe eines klimafreundlichen Elektrolyseurs erzeugt.

Informieren und Chancen nutzen

Stefan Griesheimers kurzfristiger Blick in die Zukunft fiel aber nur vorsichtig optimistisch aus. Stadtwerke und Kommunen wüssten oftmals noch nicht genug über das Potenzial und die bereits heute verfügbaren Anwendungsmöglichkeiten von Wasserstoff – und schreckten vor entsprechenden Projekten zurück. Auch in den Medien werde zu wenig über die Chancen von H2 informiert, obwohl es Deutschland in der Energieversorgung künftig sehr viel unabhängiger machen könnte. Eine Kritik, die auf Hans-Peter Hofmann, Vorsitzender des BME Darmstadt, und Evelyn Kunkel, Vorstandsmitglied des BME rmr, explizit nicht zutraf: Mit der Online-Veranstaltung hatten sie ein gutes Gespür für dieses wichtige und hochaktuelle Thema bewiesen.

David Schahinian

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Ansprechpartner

Kunkel, Evelyn Vorstandsmitglied, Delegierte