BME rmr – Kommunikationstraining für Einkäufer mit Romy Kranich-Stein: Zeit zum Umdenken

Einen „sehr lebhaften" Workshop hatten die Organisatoren Laurenz Büschel und Peter Leitsch angekündigt – und nicht zu viel versprochen. Dafür sorgte Romy Kranich-Stein, die als Coach, Beraterin, Führungskräfteentwicklerin und Moderatorin weiß, wie man mit Worten umgeht – und auch, wie besser nicht. Das zweieinhalbstündige Kommunikationstraining für rund 50 Einkäufer im Haus am Dom in Frankfurt hob sich wohltuend von ähnlichen Veranstaltungen ab, weil die Referentin auf Elemente der systemischen Gesprächsführung zurückgriff. Deren Ziel ist es, das eigene Potenzial zur individuellen Entwicklung von Lösungen zu erkennen und zu nutzen. Oder, wie die Referentin es ausdrückte: „Es geht darum, den Unterschied auszumachen, der den Unterschied ausmacht."
Dazu verdeutlichte sie zunächst einmal, wie einengend manche Glaubenssätze sind, die viele Menschen über Jahrzehnte wie einen Rucksack mit sich herumschleppen. Die Einkäufer halfen ihr bei einer anfänglichen Hypothesenbildung: Was, so fragte sie die Zuhörer, sagen Dritte über den Berufsstand? „Pfennigfuchser", „penetrant", „keine Ahnung von Technik", „Preisdrücker" – das sind nur einige der zunächst allesamt negativen Zuschreibungen, die genannt wurden. Dabei gibt es auch viel Positives zu sagen: Sie können konzeptionell denken, haben umfangreiches Wissen, gehen ins Detail und sind aufgeschlossen. Es kommt darauf an, welche Perspektive man einnimmt.
„Wir verhalten uns nach den Hypothesen, die wir im Kopf haben. Das sollte man nicht unterschätzen", sagte Romy Kranich-Stein. Neben diesem Erkenntnisgewinn hatte sie mit der Übung gleichzeitig zwei weitere Ziele erreicht: Die Teilnehmer kamen miteinander ins Gespräch, und sie übten sich in einem Perspektivenwechsel, einer grundlegenden Technik der systemischen Beratung. Sich in die Lage von Dritten zu versetzen kann neue Ansichten eröffnen und auch vertrackte Gespräche aus einer Sackgasse führen.
Vorsätzlich ignoriert
„Weg vom Schuld-und-Sühne-Prinzip", nannte die Referentin das. Um das zu verdeutlichen, startete sie eine weitere kleinere Übung, die zu großer Belustigung führte – mit Aha-Effekt. Zunächst sollte einer von zwei Gesprächspartnern von seinem Wochenende erzählen, während der andere sich möglichst unbeteiligt gibt. Das führte zu Frustration auf beiden Seiten. In einem zweiten Durchgang war die Restriktion aufgehoben. „Das Gespräch lief deutlich einfacher", berichtete einer. „Man hat Lust, mehr zu erzählen", eine andere. Es zeigte sich: Wer dem Gegenüber wertschätzend begegnet und nicht zumacht, sondern hinhört, erhöht die Chancen massiv, dass am Ende ein Ergebnis herauskommt, mit dem beide zufrieden sind.
Auf den Arbeitsalltag von Einkäufern bezogen sind die Schienen dafür im Grunde schon gelegt, denn wenn es zu Verhandlungen kommt, ist davon auszugehen, dass beide ein gemeinsames Interesse verfolgen. Die Kunst ist es, dieses im Detail miteinander in Einklang zu bringen. Auch hier kann die systemische Gesprächsführung helfen, Denkmuster offenzulegen und auf ihnen aufzubauen. Neben dem Perspektivenwechsel („Wie, glauben Sie, sehen die Mitarbeiter die Situation?") hilft auch die direkte Ansprache: „Was können wir heute für Sie tun?" Der Gesprächspartner ist damit aufgefordert, sich konkret zu äußern. Romy Kranich-Stein stellte einige weitere Frageformen vor, die mit einfachen Mitteln viel bewirken können.
Alle Übungen des Abends zielten darauf ab, die eigenen Ressourcen und Kompetenzen zu stärken. Manches befolgten die Teilnehmer schon intuitiv, doch der Schlüssel für eine erfolgreiche Kommunikation liegt darin, bewusst zu kommunizieren und hinzuhören. Praxisnah und humorvoll demonstrierte die Referentin beispielsweise auch, wie Dialoge entgleiten können, wenn die Gesprächspartner nicht auf Augenhöhe sind.
Applaus, Applaus, Applaus!
Abschließend war nochmals voller Körpereinsatz gefragt. „Man kann energetisch spüren, wenn wir in Beziehung gehen", sagte Romy Kranich-Stein. Wer es nicht glaubte, wurde eines Besseren belehrt: Die eine Hälfte des Auditoriums hatte den Schwarzen Peter gezogen und war – fiktiv – für schlechte Leistung getadelt worden, die andere Hälfte sollte sie aufmuntern und ihnen das Gefühl geben, dass sie wertgeschätzt sind. Gab es im ersten Durchgang noch verhaltenen Applaus, gingen die „Tröster" in den folgenden Runden auf die Geknickten zu, bejubelten sie und reichten ihnen die Hand. Am Ende waren die Gruppen nicht mehr auseinanderzuhalten – quod erat demonstrandum.
Es war der gelungene Abschluss eines informativen Abends, der seine Fortsetzung bei einem Büfett fand. Manche Teilnehmer nutzten danach noch die Gelegenheit, durch die angrenzende neue Altstadt Frankfurts zu flanieren. Man könnte wetten, dass sie am nächsten Morgen ein wenig genauer darauf achteten, was sie ihren Kolleginnen und Kollegen sagten – und wie sie es sagten.
Bereits jetzt können Sie sich für die nächste Veranstaltung des BME rmr anmelden: Am Donnerstag, 28. November, findet in der Höchster Porzellan-Manufaktur die Mitgliederversammlung statt. Neben einer Führung durch die Manufakturräume wird ein neuer Vorstand gewählt.
David Schahinian